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Jahreshauptversammlung 2025

Jeder Mitarbeiter soll Anerkennung erfahren

Rothenburg-Uffenheim. Wie bekomme ich Menschen dazu, das zu tun, was ich will? Mit dieser Frage eröffnete der Referent des Abend, Roland Albert von der Bayerischen Bauakademie, seinen Vortrag im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Bauinnung Rothenburg-Uffenheim. Eingeladen hatte Obermeister Max Kamleiter und Geschäftsführerin Sieglinde Rauch. „Führen und Begeistern“ und dabei die Motivation der Mitarbeiter wecken, sie zeitgemäß begleiten und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, das war die Botschaft, die Roland Albert vermitteln wollte. Das Wissen der 70er Jahre, wie die Orientierung an der Maslow’sche Bedürfnispyramide, sein heute nicht mehr aktuell. Mitarbeiter sind motivierbar, wenn sie in dem, was sie leisten, einen Nutzen für sich erkennen. Was also tun, wenn ein Mitarbeiter an seinem freien Samstag für eine dringende Arbeit benötigt wird? Geld sei funktional, motiviere allenfalls vordergründig.  Klüger ist es, dem Mitarbeiter einen freien Montagvormittag anzubieten, als Ausgleich. Insgesamt wolle die junge Generation mehr Freizeit. Oft wären Mitarbeiter auf der Arbeit eher wortkarg, würden aber am Abend im Ehrenamt so richtig aufgehen. Das könne für die Firma vor Ort durchaus hilfreich sein. Man müsse gerade für die Ehrenamtsträger neue Modelle entwickeln. Beispielsweise böte ein Fußballverein parallel zum Training der „Bambinis“ eine „Workout“-Zeit für die begleitenden Mütter und Großmütter an. Diese seien begeistert und müssten die Zeit nicht mit Warten auf ihre Kinder und Enkel bei einer Tasse Cappuccino verbringen. In einem Betrieb, der ihm gut bekannt sei, werden den Mitarbeitenden 3 soziale Tage pro Jahr zugestanden. Wann und wo sie diese Tage ableisten, ob in einer Kita, einem Seniorenheim, o. ä. bestimmen die einzelnen selbst. Dies komme in den Sozialeinrichtungen und bei den Mitarbeitern sehr gut an, auch das positive Image des Betriebes werde dadurch in die Öffentlichkeit getragen.

Die Nachwuchswerbeoffensiven müssten von den Azubis aus dem Ausbildungsbetrieb umgesetzt werden, dies sei wesentlich wirkungsvoller, als wenn der Chef sich persönlich darum kümmert. Roland Albert stellte dies an einem sehr effektiven Beispiel vor: Ein Azubi hatte ein jugendgemäßes Rätsel-Spiel entwickelt und  auf einem USB-Stick gespeichert. Hatte man das Rätsel geknackt, erschien ein Bewerbungscode für die Firma, die junge Menschen für die Ausbildung gewinnen wollte. Der Clou: Es gab nur 10 Sticks für eine Schulklasse mit 30 Schülern. Der Azubi warf die Sticks locker in die Runde, natürlich wollte jeder einen haben. Wer keinen erwischt, passt nicht zu uns, so der Werbe-Azubi – er ist einfach zu langsam.

Anerkennen der Leistung durch den Chef sei für den Mitarbeiter  außerordentlich wichtig, er fühle sich dadurch wertgeschätzt und wertvoll für den Betrieb. Eine freundliche Begrüßung, ein „Wie geht’s?“ kostet nichts und stärkt das Miteinander im Betrieb, steigert die Motivation. Mitarbeiter wechseln ihre Stellen nicht wegen des Geldes, so Albert, sondern in erster Linie wegen der Führungsstrukturen, dem Führungsstil in der Firma. Anerkennung müsse jeder Mitarbeiter erfahren, unabhängig vom Alter und der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Tadeln sei unzeitgemäß, beleidigen gehe gar nicht. Konstruktive, berechtigte Kritik an der Sache, die nachvollziehbar ist, kann jedoch gut und zielführend sein. Wir haben junge motivierte Leute, die durchaus am Handwerk Interesse zeigen. Doch man muss sie richtig anpacken. Mit einer Zahnzusatzversicherung durch die Firma, die gut gemeint ist, lockt man keinen Jugendlichen an, denn der hat erfahrungsgemäß noch gute Zähne. Albert ermutigte die Zuhörer, neue Ideen zu entwickeln und das zu tun, was noch keiner gemacht hat: In den Menschen stecke ein unglaubliches Potential, man müsse es nur heben.

Obermeister Kamleiter dankte für das äußerst informative Referat, den Input zur Personalführung.

Er verwies in seinem Rückblick auf die Tarifabschlüsse im vergangenen Jahr, die lange Laufzeit sei sehr erfreulich. Ab dem 1. Mai 2024 hatte jeder Mitarbeiter eine monatliche Gehaltserhöhung von 230,-- € bekommen, dazu 1,2 % mehr Lohn. Mit dem 1. April 2025 sind die Löhne erneut um 4,2 % gestiegen, und es gibt ab 1. April 2026 nochmal 3,9 % mehr.

In der Bauinnung Rothenburg-Uffenheim sind derzeit 17 Mitglieder im Landesverband der Bayerischen Bauinnung (LBB) organisiert, 12 Mitglieder sind im Landesverband des Bayerischen Zimmererhandwerks vertreten.

Die Lohnerhöhung sei absolut gerechtfertigt, so Christian Stein, Bauunternehmer in Wachsenberg. Mit der Arbeit des Innungsverbandes ist er sehr zufrieden. Holger Krauß aus Leutershausen schloss sich an, denn die Fortbildungen und Vorträge seien immer gut, man könne für die eigene Betriebsführung viel mitnehmen, und auch der Austausch mit Fachkollegen sei außerordentlich wichtig. Der Sitz des Bauunternehmens von Alfred Schubart ist in Ergersheim, genauer in Neuherberg. Er war der Vorgänger im Amt des Obermeisters von Max Kamleiter. Man brauche gut organisierte und aktuell informierte Firmen in der Region, dazu leiste die Bauinnung einen großen Beitrag. Die Innungsbetriebe vor Ort, so Kamleiter, seien äußerst wertvoll, ein Segen für die Region. Das wissen auch die Kunden zu schätzen.

Die geplanten Neuwahlen erfolgten im Anschluss an die Entlastung der Vorstandschaft allerdings nicht. Denn Max Kamleiter möchte das doch sehr zeitintensive Amt des Obermeisters abgeben, er hat einfach zu viel zu tun. Leider hat sich bisher noch kein Nachfolger gefunden. So wird er bis zur Freisprechungsfeier im Herbst sein Amt weiterbekleiden, erst danach gibt es Neuwahlen.

 

(Text und Fortos von Margit Schwandt)